Grand Départ

23.05.2019 - Endlich!

 

Heute zeigt sich, ob die monatelange Planung umsonst war. Ich werde der einzige sein, der bei Marc Ottenbruch auf dem Parkplatz steht. Ich werde warten und warten und es kommt keine Sau. Und Marc werde ich beschwichtigen müssen, meine Reputation wird endgültig dahin sein. Eigentlich kann ich gleich meinen Austritt aus den Wirtschaftsjunioren erklären. Und meine Frau wird mir ewig vorwerfen, so viel wertvolle Zeit für so ein hirnrissiges Projekt geopfert zu haben. Wie viele Shopping Touren habe ich allein verpasst?....

 

Soweit also mein Alptraum, den ich nie wirklich geträumt habe, weil ich immer wusste, dass einfach alles klappen und alles super wird. Naja, Anfang der Woche war ich vielleicht doch ein wenig skeptisch bei so viel Wasser von oben.

 

Als dann endlich der morgenliche Berufsverkehr und fast 40 Minuten Anfahrt (mit dem Auto) von Esslingen nach Neuhausen hinter mir lagen, strahlte ich beim Anblick der Szenerie vor Ort: Beide Begleitfahzeuge, ein abgesperrter Parkplatz für uns, ein Tisch mit der ersten Stärkung für die Tour und schon einige Teilnehmer unseres kleinen Ausflugs.

 

Die Zeit bis wir wirklich losfuhren ist schnell zusammengefasst: Eintrudeln der Tour-Teilnehmer, des Abfahrtskomitees und der Politiker, kleines Vesper mit geschmierten Brötchen, Fototermin, Politiker-Grüße, Ansprachen, Abfahrt.

 

Wir haben es knapp verpasst. Obwohl ein Grünen-MdB, ein Begleiter, ein ehemaliger Kreissprecher und ein anderer Esslinger Wirtschaftsjunior die ersten Kilometer mit fuhren, also mit Velos, konnten wir keinen geschlossenen Verband im Sinne der §27 StVo bilden, taten es dann aber doch mehr oder weniger, und stoßen dabei auf überraschend viel verständnisvolle Autofahrer. Zumindest möchte ich das glauben. Zugegeben, ich habe nicht immer genau hingeschaut, ob die Gesichter eher freundlich oder verärgert waren. Zumindest wurden wir mit einer Ausnahme nie angehupt.

 

Meistens waren wir sowieso auf Radwegen unterwegs, von lauten und stinkenden Spritfressern getrennt. Dafür war teilweise recht viel Verkehr auf unseren Wegen. Und so umsichtig wie die meisten Autofahrer waren die Verkehrsteilnehmer hier nicht immer. Auf eine unverschämte Fahrradfahrerin trafen wir bei Kirchentellinsfurt. Sie hat es wirklich gewagt, mit ihrem  Stadtrad samt Kinderanhänger an uns am Anstieg einfach vorbeizuziehen. Unerhört.

Und dann war noch der ein rüstiger Senior, der bei Mähringen mit seinem Bike von hinten angerauscht kam und schwuppdiwupp auch schon wieder davongezogen war, einfach so. Aber zu unserer Rettung sei erwähnt, dass da das E-Bike wohl mehr geleistet hat als der Fahrer.

 

Zuvor galt meine Kritik mal wieder den Städten und Gemeinden, die einfach alles zubauen und überall Baustellen errichten müssen, so dass unschuldige Radfahrer ausgebremst werden und Umleitungen nehmen müssen, die einen kreuz und quer leiten. In Mittelstadt wurde ausgerechnet heute die Neckarbrücke komplett gesperrt, also auch der Radweg. Nein, die offizielle Umleitung sind wir nicht gefahren, hätte uns ein paar Kilometer und sogar mehrere Höhenmeter zusätzlich gekostet. Deutlich länger waren wir trotzdem unterwegs, denn wir folgten dem Rat einer Passantin und nahmen den Weg am Neckar entlang. Es ging über Stock und Stein, durch Match und selbst durch Wasser auf der Wiese.

 

Unser erster Rastpunkt war der Parkplatz beim Epple Baggersee. Die Begleiter begrüßten uns mit leckeren Brötchen, Obst und dem WJ Esslingen Rollup, das berstimmt auch andere Parkplatznutzer entzückte. Wir lagen zeitlich leicht hinter dem Plan, aber der Rest der Etappe hatte das Potential, diesen Rückstand leicht aufzuholen, was wir dann auch taten.

 

Ach, ich hätte es fast vergessen. Das Wetter war super und wurde noch superer - oder sagt mal süper - ja, aber nicht hier - also es wurde besser und besser, sonniger und wärmer. Sonnenschutzfaktor 50 reichte nicht ganz aus, wie sich jetzt herausgestellt hat, zumindest war zweimal eincremen wohl nicht genug. Morgen muss ich da disziplinierter sein und öfters schmieren.

 

Der nächste Stop bei "bäck stage" sollte uns die Gelegehenheit geben, für unsere Hinterlassenschaften mal nicht die Natur zu nutzen, sondern das, was man von zuhause gehwohnt ist. Pinkelpause. Die Fahrt bis dorthin nach Mössingen hatte Höhen und Tiefen, vornehmlich im Profil. Als Gruppe wurden wir immer eingespielter und kamen gut voran.

Ein paar Kilometer weiter gab es schon wieder belegte Brötchen, Obst und das WJ Rollup. Die Rast war von den Begleitern erneut wunderbar vorbereitet. Es ist schon toll, wenn man sich auf seine Helfer so verlassen kann. Großes Lob!

 

Nun ging es stetig bergauf. Die knackigste Steigung mit 18% hatten wir zwar schon längt hinter uns gelassen, da quälten sich manche am Naturtheater Grötzingen vorbei den Buckel hinauf. Jetzt zogen sich die Anstiege in die Länge, ab und an mit auch etwas steileren Abschnitten. Erstmals wurde das Feld so löchrig und zerriss das ein und andere Mal kurzzeitig. Aber diszipliniert und hoch motoviert schaffte es jeder, die Höhenmeter abzuarbeiten, der eine eben etwas schneller und leichter, der andere nicht ganz so schnell und leicht.

 

Ein wenig Zerrissenheit mehr weit hinter der Burg Hohenzollern führte dann auch zum Verfahren einiger in Balingen. Dank modernster Satellitentechnik konnte diese Schwierigkeit aber auch zügig überwunden werden.

Bei der letzten regulären Rast an diesen Tag lachten wir darüber. Es gab wieder Brötchen und Obst. Und das WJ Rollup?

 

Es wurde gerastet, aber nicht gerostet, auch wenn so mancher Teilnehmer danach langsamer unterwegs war. Und auch die Begleitfahrzeuge kamen dann am Hotel in Schömberg nur unwesentlich vor den Radlern an. ASBer das lag wohl am starken Verkehr. Fast ein Sieg für die Radfahrer!

 

Alle siegten heute. Alle sind angekommen. Alle sind ohne Sturz angekommen, ohne Verletzungen, oder zählt leichter Sonnenbrand als Verletzung?

 

Nun regenerieren wir nach einem schönen gemütlichen Abendessen. Alle schlafen und freuen sich auf Etappe 2.

Ich auch, gute Nacht.